Pädagogisches Konzept vom Schullandheim Heideheim

Stand März 2016

1. Einleitung

Auszug aus der Vereinssatzung aus März 2016:
§ 2: Zweck des Vereins
[…] Das Heim dient dazu, Lernerfahrungen, die im Allgemeinen in herkömmlichen Schulgebäuden und –anlagen nicht vermittelt werden können, zu ermöglichen. Im Heideheim werden internationale Jugendbegegnungen, Veranstaltungen im Rahmen von Schulpartnerschaften, erlebnispädagogische Klassenfahrten und Unterrichtsprojekte durchgeführt.
Insbesondere werden folgende Ziele angestrebt:
–    die Entfaltung und Förderung der Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Ausdrucksmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler bzw. der Auszubildenden,
–    die Förderung sozialen Lernens und sozialer Verhaltensweisen,
–    die Verbesserung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses,
–    Naturerleben, aktive Freizeitgestaltung und Gesundheitserziehung,
–    die Förderung des Verständnisses für Geschichte, Heimat und Umwelt,
–    Interkulturelle Erziehung und Bildung.
[…]

Die pädagogischen Angebote des Schullandheimes Heideheim werden im Wesentlichen durch die Heimleitung und von ihr beauftragten Kooperationspartnern vorgehalten.
Gemäß der Vereinssatzung sieht sich das Schullandheim Heideheim als Dienstleister, der eine geeignete Plattform für außerschulische Lernerfahrungen für junge Menschen zur Verfügung stellt. Dabei ist zentraler Bestandteil, dass die Teilnehmenden die pädagogischen Inhalte zum Teil selbst organisieren, in jedem Fall jedoch gemeinschaftlich mit der Heimleitung und ihren Begleitpersonen gestalten und mit verantworten.
Alle pädagogischen Angebote sollen den Interessen der jungen Gäste entsprechen und von ihnen mitbestimmt werden. Die Angebote sollen zur Selbstbestimmung befähigen, zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und sozialem Engagement anregen und hinführen.
Zentraler Bestandteil des pädagogischen Angebots ist der Aufenthalt im Schullandheim Heideheim selbst. Der Aufbruch aus der gewohnten Unterrichts- und Erlebenswelt hin zum gemeinschaftlichen Wirken und Sein im Schullandheim, in seiner ländlichen Umgebung, dem familiären Flair und mit der Begegnung und dem Zusammenwirken der Gäste mit den MitarbeiterInnen;  in dem es für das Gelingen dazugehört, einen Beitrag zu leisten, z.B. Küchen- und Spüldienst, den gemeinsamen Mahlzeiten sowie der Auswahl und der Gestaltung der Aktivitäten.
Das Schullandheim Heideheim fühlt sich den Qualitätskriterien der BNE -Standards der UNESCO verpflichtet und setzt diese in seinen pädagogischen Angeboten um. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schullandheimes Heideheim stellen durch ihr Handeln exemplarische Lebensweisen dar, in denen das Nachhaltigkeitsverständnis, das Hinterfragen der eigenen Haltung sowie begleitendes Lernen im Sinne der BNE-Kriterien für unsere Gäste erlebbar werden.
Grundsätzlich werden Inklusion und Integration im Schullandheim Heideheim gelebt. So werden Praktika im Bereich Hauswirtschaft für Menschen mit Behinderungen (z.B. Autismus) angeboten und durchgeführt und die Vielseitigkeit unserer Gäste als Bereicherung empfunden und wertgeschätzt.

2. Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit im Heideheim sind:

•    Soziales Lernen, Bewegungsförderung und Erlebnispädagogische Angebote im Hoch- und Niedrigseilgarten, Kistenkletteranlage sowie Kanusport.
Abenteuer und Herausforderungen, Förderung von Schlüsselqualifikationen, Hinterfragen des eigenen Handelns im Umgang mit sich selbst und der menschlichen und natürlichen Umwelt sowie das Entwickeln und Erproben von Handlungsalternativen– diese Themen bilden das Grundgerüst der Erlebnispädagogik im Schullandheim Heideheim.
Das bewusste Erleben des eigenen Körpergefühls, des eigenen Leistungsvermögens, der Willenskraft sowie der Gemeinsamkeit und des Vertrauens zu den Mitmenschen sind Ziele, welche erlebbar gemacht werden. Die in diesem Konzept verankerten Bausteine regen die Abenteuerlust an, wecken die Phantasie der Kinder und Jugendlichen und bieten einen breiten Rahmen zur Steigerung der persönlichen Vitalität (physisch und psychisch), zur Stärkung des Selbstbewusstseins, der Akzeptanz und des Respekts anderer Menschen in unserer Gesellschaft und zur Integration des Menschen in die Natur.
Es geht dabei nicht in erster Linie um den sportlichen Aspekt. „Abenteuer“ sind eine hervorragende Möglichkeit, Gruppenerlebnis, persönliche Herausforderung und Naturerfahrung miteinander zu verbinden. Im erlebnispädagogischen Prozess werden Hemmschwellen durchbrochen, selbstwahrgenommene und auferlegte Grenzen überschritten und Anstöße gegeben, sich selbst und die Natur um sich herum (Menschen, Pflanzen und Tiere) anders zu entdecken.
Im Niedrigseilgarten steht dabei das Gruppenerlebnis im Focus. Anhand der Übungen wird der persönliche Beitrag des Einzelnen zum Gelingen in der Gruppe direkt erfahrbar- Handlungsalternativen können entwickelt und erprobt werden. Ferner wird erlebbar, dass jedwede personale Kompetenz-sofern sie eingebracht wird- ihren Beitrag zur Aufgabenbewältigung leistet und darüber hinaus jedwedes persönliches Handicap- sofern es transparent gemacht wird- zum Gruppengelingen integriert werden kann. Die niedrigen Seilgartenelemente eigenen sich durch ihren hohen Aufforderungscharakter und die direkte Rückmeldung auf das eigene Verhalten zur Förderung sozialen Lernens.
Im Hochseilgarten geht es pimär um das Individuum in der Auseinandersetzung mit den eigenen Grenzen und der Grenzerfahrung „Höhe“. Das Erleben eigener und gemeinsamer Leistungsfähigkeiten stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die gegenseitige Akzeptanz. Soziale Verantwortung und unbedingte Verlässlichkeit werden beim Kistenklettern mit Gruppensicherung (Teilnehmende sichern den Kletternden unter Aufsicht eine Trainers) thematisiert. Ferner geht es im Hochseilgarten um die Förderung personaler Kompetenzen wie Stressfähigkeit und die Fähigkeit und die Bereitschaft, Herausforderungen als Chancen zu begreifen und zu nutzen.
Die Hochseilgartenangebote werden durch Kooperationspartner des Schullandheimes Heideheim durchgeführt.

•    traditionelle handwerkliche Fertigkeiten, wie Filzen, Papierschöpfen, Regenmacher anfertigen, Brennpeter, Gipsbilder gestalten, Backhaus, weihnachtliche Bäckerei und Hexenhaus-Manufaktur.
Natur(werk-)stoffe wie Holz, Wolle, Papier und alles, „was der Wald bietet“ begreifbar machen, ein Handlungsprodukt entstehen lassen und wertschätzen- darum geht es bei den handwerklichen Angeboten im Heideheim. Gipsbilder, die mit dem, was der Wald bietet (allerdings wird nur mit dem gearbeitet, was am Boden liegt und nicht gewaltsam und durch Beschädigen von Fauna und Flora gewonnen wird) gestaltet werden, schlagen die Brücke zu den Naturerlebnisaktionen.
Nahrung als Lebensgrundlage wertschätzen und Gäste an den Prozess heranzuführen, Nahrung selbst zu produzieren anstatt nur zu konsumieren steht im Focus, sei es beim Stockbrotteig herstellen und anschließendem Backen am offenen Lagerfeuer, eigenes Brot backen im Backhaus oder der kunstfertigen Produktion von Lebkuchenhäusern in der Weihnachtszeit.

•    Ländliche Lebenswelten und Natur als Lebensgrundlage; nachhaltige Kleintierhaltung, Walderkundungen und Naturerlebnisaktionen.
Das Verständnis von Natur als Lebensgrundlage und der schonende Umgang mit ihr sind eine Voraussetzung für gerechte Lebens- und Gestaltungsmöglichkeiten.
Hier bietet das Gelände des Schullandheimes Heideheim mit seinem 10ha großem Grundstück mit Naturwald und Bach einen Erfahrungsraum „mit Ecken und Kanten“, der zu Naturwahrnehmung und –Beobachtung einlädt aber auch Gestaltungsmöglichkeiten mit Naturerlebnisrallye, Bretterbudenplatz, Köhlerhütte und Waldspielplatz aufweist.
Weiterhin wird in der Waldpädagogik versucht, über persönliche Erlebnisse das Interesse an der Natur zu wecken und zum Staunen über Naturzusammenhänge anzuregen. Waldpädagogik kann Anstöße geben, über das eigene Wertverständnis und über mögliche Verhaltensänderungen nachzudenken. Dem Erfolg der Waldpädagogik liegt die Einsicht zugrunde, dass es nicht die Menge des vermittelten Wissens ist, an die sich die Waldbesucher hinterher erinnern, sondern dass vor allem selbst erlebte, erfühlte Erfahrungen im Erlebniswald haften bleiben. Forstliche Bildungsarbeit will als Waldpädagogik so auch das Verständnis für die Waldeigentümer und ihr Wirtschaften im Wald fördern.
Das  Angebot der Waldpädagogik wird in Zusammenarbeit mit den Niedersächsischen Landesforsten durchgeführt.

Im Bereich Kleintierhaltung (Ziegenherde, Hängebauchschweine, Gänse, Enten) wird für die Hausgäste erlebbar, wie nachhaltige, respektvolle Tierhaltung praktiziert werden kann.

•     Handlungsorientierte Unterrichtsprojekte für gewerbliche Berufsschulgruppen-    Lernortübergreifende Kooperationen
Schülerinnen und Schüler von gewerblich- technischen Berufsschulen der Region Hannover und des Umlandes gestalten „ihr Heideheim“ mit und realisieren gewerkeübergreifende Projekte zur Gebäudeunterhaltung, Sanierung und Erweiterung. der Besuch im Landschulheim wird somit zum „Werk-statt-Schule“, die Heimleitung tritt als Kunde auf, wird beraten, äußert Wunschvorstellungen und gibt Feedback.
So wurden z. B. in den Jahren 2007 und 2011 ein Kaminofen und ein Grundofen durch Kachel- und Luftheizungsbauer der BBS 3 der Region Hannover in beiden Gästehäusern errichtet;
2011 wurden zudem die Sanitärräume in Haus 2 durch Anlagenmechaniker und Fliesenleger-Auszubildende der BBS 3 erneuert.
Die BBS Helmstedt engagiert sich mit Schülerinnen und Schülern aus Berufsvorbereitungs- oder Berufseinstiegsklassen in regelmäßigen Projekten während ihrer Klassenfahrten ins Heideheim. So wurden in den vergangenen Jahren die Zufahrt  und Parkflächen zu bzw. an den Gästehäusern durch die BBS Helmstedt gepflastert, Drainagen für die Dachentwässerung verlegt und das Spielehaus und die Veranda vor Haus 2 erneuert.

Auszubildende des Gebäudereiniger-Handwerks führen jährlich einen überbetrieblichen Lehrgang in Kooperation mit den Ausbildern der ÜBA im Schullandheim Heideheim durch. Dabei werden u.a. Fensterreinigungen ausgeführt sowie die Linoleum- und Holzböden in den Gruppenräumen der Gästehäuser gereinigt und versiegelt.